Montag, 4. August 2014

Baumfrevel in Hohenlohe

Mit Frontladerschaufel brachial gegen Walnussbaum


Beobachtet am Montag, den 4. August 2014, 21:30 Uhr: Zuerst lag Dieselgeruch in der Luft. Dann sah ich den Schlepper mit Frontladerschaufel im Einsatz: Ein Landwirt aus der Nachbarschaft saß in der Fahrerkabine. Er ließ die hoch aufgerichtete Schaufel auf Äste an einem Walnussbaum niederkrachen. Die Äste brachen knackend ab. Zuerst fuhr er von der einen Seite an den Baum heran, dann von der anderen Seite.

Warum tut jemand so etwas? Der Walnussbaum, der auf der Südseite eines nicht mehr für Tierhaltung genutzten Stallgebäudes steht, beschattet(e) die Solarpaneele seiner Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. So einfach ist das! Brachiale Naturzerstörung für ein paar Euro mehr auf dem Konto – aus dem Füllhorn der Stromeinspeisevergütung! Und schon wieder ist ein Baum nahezu tot.

Sonntag, 16. März 2014

Lenzrosen suchen Schatten


Diesen Lenzrosenbestand am Rumänenhäusle in Langenburg fotografierte ich 2012. Leider wurden die Schatten gebenden Gehölze gerodet. Diese Aktion schadet den Stauden auf Dauer.


Natürliche Sukzession in Gartenanlagen

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Parks und Gärten bekommen anfangs bei der Anlage ein neues Pflanzenkleid verpasst. Dieses setzt sich aus Gehölzen, Stauden, Zweijährigen und Einjährigen zusammen. – Angelegte Gärten sind so in einem künstlichen Zustand, der nur durch ständiges Eingreifen erhalten werden kann. Der gärtnernde Mensch muss jäten, mähen, zurückschneiden, fällen, neu pflanzen, um Form und Aussehen zu erhalten. Wenn er nichts tut, unterliegt der Pflanzenbestand der natürlichen Sukzession. Dann kommt Wildwuchs auf: Kräuter, Gräser, Gehölzsämlinge – Efeu, Brombeeren, Waldreben, Haselnusssträucher, Eschen, Birken … Bis die Natur allmählich alles zurückerobert und aus dem einstigen Garten einen Wald entstehen lässt.

So weit kommt es im prosperierenden Baden-Württemberg mit seinen vielen Bauaktivitäten selten einmal, allenfalls auf Wochenendgrundstücken, die nicht mehr bewirtschaftet werden. In vielen schon länger existierenden Gärten nehmen Laub- oder Nadelbäume immer mehr Raum ein und überspannen mit ihrer Krone die Grundfläche. Baumgestalten wie Linden, Buchen oder Kiefern prägen dann den Gartenraum und schaffen eine völlig neue Situation. Unter dem Schirm der Gehölze stellt sich eine den Schatten liebende Flora ein: Efeu, Goldnessel, Wurmfarn und Frauenfarn sowie Kleines Immergrün breiten sich bei solchen Belichtungssituationen aus. An entsprechenden Standorten siedeln sich Frühlingsgeophyten wie Buschwindröschen, Hohler Lerchensporn oder der seltene Türkenbund an.

Hohler Lerchensporn breitet sich in älteren Gartenanlagen aus, wenn der Standort stimmt. Fotos (2): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Eine Gartenstaude wie die Lenzrose oder Orientalische Christrose (Helleborus orientalis) kommt mit der Beschattung ebenfalls gut zurecht. In Langenburg am so genannten Rumänenhäusle hat sich aus angepflanzten Exemplaren im Laufe von Jahrzehnten ein großer, mehrere hundert Quadratmeter bedeckender Bestand entwickelt. Verschiedenfarbig blühende Pflanzen kreuzten sich untereinander und versamten sich. – Eine bestaunenswerte gärtnerisch-botanische Rarität, die von weither Pflanzeninteressierte anzieht. Es ist allerdings fraglich, ob sich die den Gehölzschatten liebenden Lenzrosen weiterhin halten können, nachdem bei der Neugestaltung des Geländes Schatten spendende Bäume gefällt wurden. 




Sonntag, 9. März 2014

Blühender Seidelbast lockt in den Wald

Geschützte Pflanze der heimischen Flora bewundern. Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Seidelbast muss man sich aus der Nähe anschauen. Diese Aufnahme entstand am 6. März bei hellerem Licht als am Tag zuvor.
Einzelner Seidelbast zu Füßen einer Rosskastanie an der Schweizersweide bei Langenburg, aufgenommen am 5. März 2014. Fotos (2): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Der Gewöhnliche Seidelbast oder Kellerhals (Daphne mezereum) blüht wieder! Ein Grund, sich auf den Weg in den Wald zu machen. Die Chancen, den Kleinstrauch zu entdecken, stehen relativ hoch. Man findet ihn in Buchenwäldern, auf Waldschlägen, in Schluchten auf frischen bis mäßig trockenen, nährstoff- und basenreichen, meist kalkhaltigen, humosen Böden. In Hohenlohe ist er häufig anzutreffen. Im Rheintal und im Schwarzwald auf kalkarmen Böden wächst er dagegen nicht. Das Verbreitungsgebiet reicht von den Pyrenäen bis nach Westsibirien. Den abgebildeten Strauch habe ich an der Fundstelle auf der Schweizersweide bei Langenburg zum ersten Mal gesehen. In den angrenzenden Waldschlägen im Brüchlinger Wald ist er an vielen Plätzen zu finden, jedoch immer nur einzeln. Der Gewöhnliche Seidelbast ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Ausgraben ist streng verboten!

Der Strauch wächst nur spärlich verzweigt und wird höchstens etwa einen Meter hoch. Ab Februar erscheinen – meist zu dritt – die verwaschen rosafarbenen Blüten, die stark duften. Gartenformen wie ‘Rubra select’ blühen üppiger als die Wildform. Eine Besonderheit der Art ist, dass die Blüten direkt am Stamm sitzen. Zudem besteht die Blütenhülle nur aus dem seidig behaarten, vierzipfeligen Kelch. Bienen und Schmetterlinge wie Zitronenfalter, Kleiner Fuchs oder Tagpfauenauge besuchen die Blüte. Für diese überwinternden Schmetterlinge ist der Seidelbast eine wichtige frühe Nektarquelle. Die im August bis September reifende Steinfrucht ist scharlachrot, kugelig oder eiförmig. Vögel verbreiten sie und sorgen so für die Ausbreitung der Art. Eine weitere morphologische Besonderheit ist, dass die Blätter nur an den Zweigspitzen sitzen. Auf dem Foto oben ist dies gut zu erkennen.


Beim Umgang mit dem Gehölz ist Vorsicht angebracht, denn es ist durch die Inhaltsstoffe Mezerein in den Samen und Daphnetoxin in der Rinde sehr stark giftig. Bei Erwachsenen können 10 Beeren tödlich wirken. Wenn Kinder im Garten spielen, sollte man deshalb besser auf den Seidelbast verzichten.


Montag, 3. März 2014

Großwindkraftwerke bei Rothenburg-Bettenfeld

Gigantomanie vor der Kulisse der Rothenburger Berge: Großwindkraftwerke vom Typ Enercon 101 ragen fast 200 Meter hoch (mit Flügelspitzen 185,9 m hoch) in den Himmel. 
Dies ist eine von vier Anlagen, die Windanlagenbetreiber südlich von Rothenburg-Bettenfeld in die Landschaft gesetzt haben. Fotos: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Donnerstag, 27. Februar 2014

Seltene Märzenbecher schützen

Frevelhaft: Hier wurden im Frühjahr 2013 Märzenbecher ausgegraben. Foto: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt
Märzenbecher am Naturstandort im Buchenwald. Foto: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Es ist wieder Märzenbecherzeit! Wer Märzenbecher einmal bewusst am Naturstandort gesehen hat, wird ihnen jedes Jahr seine Aufwartung machen. Ihrer bezaubernden Blüten wegen und auch um sich zu vergewissern, dass sie noch da sind.

Das ist nicht selbstverständlich, denn die seltene Art ist durch Eingriffe des Menschen gefährdet. Die Leute graben Märzenbecherpflanzen aus (siehe Bild oben) oder pflücken die Blüten ab. Weiterer Schaden droht durch die Waldbewirtschaftung, durch Aufforsten, Befahren usw.. Deshalb braucht der Märzenbecher (Leucojum vernum) Schutz. Nicht umsonst steht die Pflanze als auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten. In der Bundesartenschutzverordnung ist sie als besonders geschützt eingestuft.

In der weiteren Umgebung meines Wohnortes gibt es mehrere Vorkommen des Zwiebel-Geophyten. Ein als Naturdenkmal ausgewiesener Standort befindet sich an einem nach Norden exponierten Hangwald mit feuchtem, etwas felsigem Grund. In diesem Bauernwald hat sich der Bestand insgesamt während der zwanzig Jahre, die ich diesen Standort regelmäßig besuche, gut gehalten und sich in manchen Bereichen sogar etwas ausgedehnt. Allerdings bemerke ich doch immer wieder Lücken, die durch Befahren mit dem Schlepper oder durch Herumtrampeln im Bestand entstehen. Ja, und leider sehe ich.

Andere Märzenbecherstandorte in meiner Umgebung befinden sich auf der Ebene. Pflanzenökologen geben als Standortsbedingungen an: "sickerfeucht, nährstoffreich, humos, tiefgründig, locker, meist etwas kalkhaltige Ton- oder Lehmböden, in Schluchtwäldern (gern unterhalb von Felsen), in Eichen-Hainbuchenwäldern oder in Bachauewäldern, auch in Wiesen, die an Wald angrenzen oder in Moorwiesen".

Der Märzenbecher blüht etwa ein bis zwei Wochen später als das Schneeglöckchen aus der selben Verwandtschaft der Amaryllisgewächse. In diesem Jahr standen die Pflanzen bei meinem Besuch am 26. Februar kurz vor der Vollblüte. In kälteren Wintern setzt die Blüte etwas später ein. Die Blütezeit zieht sich über Wochen hin. Genügend Zeit, sich an den weißen Blütenglöckchen mit den grünen oder gelben Flecken auf den Zipfeln zu freuen.

Freitag, 31. Januar 2014

Es stinkt, in Hohenlohe!

Winterspaziergang auf der Hohenloher Ebene. In manchen Gemeinden gerät der zum Spießrutenlauf. Zur Flucht vor dem ekligen Gestank, der Schweine- und Putenställen entweicht. Der beißende Gestank verschlägt einem den Atem. Auch noch einen Kilometer entfernt vom Stall.

In solche Gestanksemissionen geraten Spaziergänger immer öfter, denn am Rand der hohenlohischen Dörfer entstehen derzeit zusätzlich zu den schon reichlich vorhandenen Mastställen weitere Ställe in riesigen Dimensionen. So verpesten die Schweinebauern die einst saubere, frische Luft ihrer ländlichen Heimat.


Samstag, 1. Juni 2013

Orchideenstandort zerstört

Bei fast jedem Spaziergang im Brüchlinger Wald, einem großen zusammenhängenden Waldgebiet nordöstlich von Langenburg, entdecke ich einen neuen Naturfrevel. Aktuell: Das Rote Waldvögelein ist weg! Ich beobachte diese Stelle seit fast 20 Jahren. Hier standen immer etwa drei bis sieben Exemplare dieser seltenen Orchidee, von der es im Landkreis Schwäbisch Hall nur wenige Standorte gibt.

Die Ursache fürs Verschwinden ist deutlich zu sehen. Im vergangenen Sommer wurde der Waldweg, der unmittelbar neben dem Orchideenstandort verläuft, verbreitert. Die Waldarbeiter schrappten Erdreich weg und lagerten einen Haufen auf der kleinen lichten Stelle am Waldrand, dem Wuchsort des Waldvögeleins, ab. Doch damit nicht genug: Jetzt sind deutlich Spuren eines Schleppers oder eines Baumernteungetüms? zu erkennen, die über den Standplatz führen. Direkt dahinter wurde eine Schneise in den Wald geschlagen.

Orchideen reagieren sehr empfindlich auf kleinste Standortveränderungen, vor allem auf Änderungen der Belichtung und sicher auch auf Bodendruck durch Maschinen; deshalb ist es sehr fraglich, ob das Rote Waldvögelein wiederkommen wird.

Das Rote Waldvögelein wächst an lichten, trockenen Waldrändern auf Kalkböden mit einem pH-Wert um 7. Interessant ist, dass die Blütenfarbe bei hohem pH-Wert intensiver ist.

Zerstörter Waldvögelein-Standort im Brüchlinger Wald. Foto: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Es war einmal! Dieses Exemplar des Roten Waldvögeleins (Cephalanthera rubra) fotografierte ich am 28.6.2010. In diesem Jahr ist kein einziges Exemplar zu sehen, auch keine Blattriebe. Foto: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt