Samstag, 1. Juni 2013

Orchideenstandort zerstört

Bei fast jedem Spaziergang im Brüchlinger Wald, einem großen zusammenhängenden Waldgebiet nordöstlich von Langenburg, entdecke ich einen neuen Naturfrevel. Aktuell: Das Rote Waldvögelein ist weg! Ich beobachte diese Stelle seit fast 20 Jahren. Hier standen immer etwa drei bis sieben Exemplare dieser seltenen Orchidee, von der es im Landkreis Schwäbisch Hall nur wenige Standorte gibt.

Die Ursache fürs Verschwinden ist deutlich zu sehen. Im vergangenen Sommer wurde der Waldweg, der unmittelbar neben dem Orchideenstandort verläuft, verbreitert. Die Waldarbeiter schrappten Erdreich weg und lagerten einen Haufen auf der kleinen lichten Stelle am Waldrand, dem Wuchsort des Waldvögeleins, ab. Doch damit nicht genug: Jetzt sind deutlich Spuren eines Schleppers oder eines Baumernteungetüms? zu erkennen, die über den Standplatz führen. Direkt dahinter wurde eine Schneise in den Wald geschlagen.

Orchideen reagieren sehr empfindlich auf kleinste Standortveränderungen, vor allem auf Änderungen der Belichtung und sicher auch auf Bodendruck durch Maschinen; deshalb ist es sehr fraglich, ob das Rote Waldvögelein wiederkommen wird.

Das Rote Waldvögelein wächst an lichten, trockenen Waldrändern auf Kalkböden mit einem pH-Wert um 7. Interessant ist, dass die Blütenfarbe bei hohem pH-Wert intensiver ist.

Zerstörter Waldvögelein-Standort im Brüchlinger Wald. Foto: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Es war einmal! Dieses Exemplar des Roten Waldvögeleins (Cephalanthera rubra) fotografierte ich am 28.6.2010. In diesem Jahr ist kein einziges Exemplar zu sehen, auch keine Blattriebe. Foto: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt