Sonntag, 16. März 2014

Lenzrosen suchen Schatten


Diesen Lenzrosenbestand am Rumänenhäusle in Langenburg fotografierte ich 2012. Leider wurden die Schatten gebenden Gehölze gerodet. Diese Aktion schadet den Stauden auf Dauer.


Natürliche Sukzession in Gartenanlagen

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Parks und Gärten bekommen anfangs bei der Anlage ein neues Pflanzenkleid verpasst. Dieses setzt sich aus Gehölzen, Stauden, Zweijährigen und Einjährigen zusammen. – Angelegte Gärten sind so in einem künstlichen Zustand, der nur durch ständiges Eingreifen erhalten werden kann. Der gärtnernde Mensch muss jäten, mähen, zurückschneiden, fällen, neu pflanzen, um Form und Aussehen zu erhalten. Wenn er nichts tut, unterliegt der Pflanzenbestand der natürlichen Sukzession. Dann kommt Wildwuchs auf: Kräuter, Gräser, Gehölzsämlinge – Efeu, Brombeeren, Waldreben, Haselnusssträucher, Eschen, Birken … Bis die Natur allmählich alles zurückerobert und aus dem einstigen Garten einen Wald entstehen lässt.

So weit kommt es im prosperierenden Baden-Württemberg mit seinen vielen Bauaktivitäten selten einmal, allenfalls auf Wochenendgrundstücken, die nicht mehr bewirtschaftet werden. In vielen schon länger existierenden Gärten nehmen Laub- oder Nadelbäume immer mehr Raum ein und überspannen mit ihrer Krone die Grundfläche. Baumgestalten wie Linden, Buchen oder Kiefern prägen dann den Gartenraum und schaffen eine völlig neue Situation. Unter dem Schirm der Gehölze stellt sich eine den Schatten liebende Flora ein: Efeu, Goldnessel, Wurmfarn und Frauenfarn sowie Kleines Immergrün breiten sich bei solchen Belichtungssituationen aus. An entsprechenden Standorten siedeln sich Frühlingsgeophyten wie Buschwindröschen, Hohler Lerchensporn oder der seltene Türkenbund an.

Hohler Lerchensporn breitet sich in älteren Gartenanlagen aus, wenn der Standort stimmt. Fotos (2): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Eine Gartenstaude wie die Lenzrose oder Orientalische Christrose (Helleborus orientalis) kommt mit der Beschattung ebenfalls gut zurecht. In Langenburg am so genannten Rumänenhäusle hat sich aus angepflanzten Exemplaren im Laufe von Jahrzehnten ein großer, mehrere hundert Quadratmeter bedeckender Bestand entwickelt. Verschiedenfarbig blühende Pflanzen kreuzten sich untereinander und versamten sich. – Eine bestaunenswerte gärtnerisch-botanische Rarität, die von weither Pflanzeninteressierte anzieht. Es ist allerdings fraglich, ob sich die den Gehölzschatten liebenden Lenzrosen weiterhin halten können, nachdem bei der Neugestaltung des Geländes Schatten spendende Bäume gefällt wurden. 




Sonntag, 9. März 2014

Blühender Seidelbast lockt in den Wald

Geschützte Pflanze der heimischen Flora bewundern. Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Seidelbast muss man sich aus der Nähe anschauen. Diese Aufnahme entstand am 6. März bei hellerem Licht als am Tag zuvor.
Einzelner Seidelbast zu Füßen einer Rosskastanie an der Schweizersweide bei Langenburg, aufgenommen am 5. März 2014. Fotos (2): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Der Gewöhnliche Seidelbast oder Kellerhals (Daphne mezereum) blüht wieder! Ein Grund, sich auf den Weg in den Wald zu machen. Die Chancen, den Kleinstrauch zu entdecken, stehen relativ hoch. Man findet ihn in Buchenwäldern, auf Waldschlägen, in Schluchten auf frischen bis mäßig trockenen, nährstoff- und basenreichen, meist kalkhaltigen, humosen Böden. In Hohenlohe ist er häufig anzutreffen. Im Rheintal und im Schwarzwald auf kalkarmen Böden wächst er dagegen nicht. Das Verbreitungsgebiet reicht von den Pyrenäen bis nach Westsibirien. Den abgebildeten Strauch habe ich an der Fundstelle auf der Schweizersweide bei Langenburg zum ersten Mal gesehen. In den angrenzenden Waldschlägen im Brüchlinger Wald ist er an vielen Plätzen zu finden, jedoch immer nur einzeln. Der Gewöhnliche Seidelbast ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Ausgraben ist streng verboten!

Der Strauch wächst nur spärlich verzweigt und wird höchstens etwa einen Meter hoch. Ab Februar erscheinen – meist zu dritt – die verwaschen rosafarbenen Blüten, die stark duften. Gartenformen wie ‘Rubra select’ blühen üppiger als die Wildform. Eine Besonderheit der Art ist, dass die Blüten direkt am Stamm sitzen. Zudem besteht die Blütenhülle nur aus dem seidig behaarten, vierzipfeligen Kelch. Bienen und Schmetterlinge wie Zitronenfalter, Kleiner Fuchs oder Tagpfauenauge besuchen die Blüte. Für diese überwinternden Schmetterlinge ist der Seidelbast eine wichtige frühe Nektarquelle. Die im August bis September reifende Steinfrucht ist scharlachrot, kugelig oder eiförmig. Vögel verbreiten sie und sorgen so für die Ausbreitung der Art. Eine weitere morphologische Besonderheit ist, dass die Blätter nur an den Zweigspitzen sitzen. Auf dem Foto oben ist dies gut zu erkennen.


Beim Umgang mit dem Gehölz ist Vorsicht angebracht, denn es ist durch die Inhaltsstoffe Mezerein in den Samen und Daphnetoxin in der Rinde sehr stark giftig. Bei Erwachsenen können 10 Beeren tödlich wirken. Wenn Kinder im Garten spielen, sollte man deshalb besser auf den Seidelbast verzichten.


Montag, 3. März 2014

Großwindkraftwerke bei Rothenburg-Bettenfeld

Gigantomanie vor der Kulisse der Rothenburger Berge: Großwindkraftwerke vom Typ Enercon 101 ragen fast 200 Meter hoch (mit Flügelspitzen 185,9 m hoch) in den Himmel. 
Dies ist eine von vier Anlagen, die Windanlagenbetreiber südlich von Rothenburg-Bettenfeld in die Landschaft gesetzt haben. Fotos: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt